Die anhaltenden israelischen Luftangriffe auf Ziele im Libanon haben laut Regierungschef Najib Mikati die größte Fluchtbewegung in der Geschichte des Landes ausgelöst. Nach Angaben der UNO sind bereits rund 100.000 Menschen nach Syrien geflohen.
Laut UNHCR sind 60 Prozent der nach Syrien Geflohenen Syrer, die einst vor dem Bürgerkrieg im eigenen Land im Libanon Zuflucht gesucht hatten, 40 Prozent seien Libanesen. Nach den israelischen Bombenangriffen in Beirut, bei denen am Freitag unter anderem der Anführer der Hisbollah-Miliz, Hassan Nasrallah, getötet wurde, verdoppelte sich laut der UNO-Organisation die Zahl der Flüchtenden am nordwestlichen Grenzübergang Richtung Homs in Syrien. Tagelang an Grenze zu Syrien ausgeharrtMenschen hatten teils tagelang am Grenzübergang ausgeharrt, weil Syrien eigentlich verlangt, dass jeder Einreisende mindestens den Wert von 100 US-Dollar in die Landeswährung Pfund umtauscht. Dieses Geld haben viele nicht. Die Regel wurde nun zunächst für eine Woche aufgehoben. Das habe die Lage nunmehr entspannt, so das UNHCR.Seit einer Woche fliegt Israel massive Luftangriffe gegen Ziele der mit der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas verbündeten und vom Iran unterstützten Hisbollah-Miliz im Libanon. Auch der Hisbollah-Beschuss auf Israel aus dem Libanon nahm in den vergangenen Tagen weiter zu.Bodenoffensive: Tappt Israel nun in eine Falle?Im aktuellen Konflikt mit Israel könne es nur eine diplomatische Lösung geben: „Es gibt keine Wahl für uns als Diplomatie“, erklärte Grandi. Doch Waffenstillstandsverhandlungen werde derzeit von der israelischen Regierung vom Tisch gewischt. Es wächst die Sorge, dass Israels Armee zu einer Bodenoffensive im Süden des Nachbarlandes übergehen könnte. Nach der Tötung Nasrallahs hatte Israels Armeechef Herzi Halevi am Samstag diese Möglichkeit angedeutet. Er habe Pläne für das Nordkommando der Streitkräfte gebilligt. „Herausfordernde Tage liegen vor uns“, sagte er. Die israelische Armee sei „in höchster Alarmbereitschaft, sowohl in defensiver als auch offensiver Hinsicht, an allen Fronten“. Sie sei gerüstet für das, was als Nächstes komme.Experten sprechen von einer möglichen „Falle“, in die Israel geraten könnte. Trotz des Todes von Nasrallah und fast der gesamten oberen Führungsebene verfüge die Hisbollah immer noch über Tausende von erfahrenen Kämpfern und ein umfangreiches Waffenarsenal, mit dem sie in ihren südlibanesischen Hochburgen auf vorbereitetem Terrain Israels Truppen erhebliche Verluste zufügen könnte, schrieb das „Wall Street Journal“. Die Hisbollah könne es gar nicht abwarten, dass Israel im Südlibanon einmarschiert, zitierte die Zeitung eine frühere israelische Abgeordnete und heutige Mitarbeiterin der Denkfabrik Atlantic Council.