Das türkische Präsidialamt hat einen groß angelegten Gefangenenaustausch zwischen Russland und westlichen Ländern bestätigt. Der türkische Geheimdienst MIT habe den Austausch von 26 Häftlingen organisiert, unter ihnen der US-Journalist Evan Gershkovich, aber offenbar auch der berüchtigte Tiergartenmörder Wadim Krasikow.
Insgesamt 13 Personen würden nach Deutschland gebracht, drei in die USA, zehn Personen im Gegenzug nach Russland. Der „Spiegel“ berichtete, gegen Mittag seien sowohl in Russland als auch in Deutschland Flugzeuge in Richtung Ankara gestartet. Dort soll am Nachmittag ein Austausch stattfinden.Prominente Gefangene auf der ListeIn der Maschine aus Moskau befindet sich laut „Spiegel“-Bericht Gershkovich. In einem Flieger aus Deutschland sitze auch der Russe Wadim Krassikow, der in Deutschland im Dezember 2021 wegen der Ermordung eines tschetschenisch-georgischen Dissidenten im Berliner Tiergarten zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.Neben diesen beiden sollen in Ankara laut „Spiegel“ weitere russische Agenten und Hacker gegen deutsche Staatsbürger und russische Oppositionelle ausgetauscht werden.Der Online-Dienst Flightradar24 hatte am Donnerstagvormittag gezeigt, dass ein russisches Regierungsflugzeug, das bei einem früheren Gefangenenaustausch eingesetzt worden war, von Moskau in die russische Exklave Kaliningrad flog und von dort nach Moskau zurückkehrte.Die auf die Verteidigung in russischen Verrats- und Spionagefällen spezialisierte Organisation Pervy Otdel erklärte, der Flug könnte bedeuten, dass ein Gefangenenaustausch an der polnischen Grenze stattgefunden habe.Hoffnung auch für Paul WhelanWie CNN berichtete, soll nicht nur der im März 2023 inhaftierte Gershkovich freikommen, sondern auch der frühere US-Soldat Paul Whelan. Koordiniert wird der Austausch laut Angaben aus der Türkei vom türkischen Geheimdienst.Der Sprecher des russischen Präsidenten Wladimir Putin, Dmitri Peskow, sagte auf die Frage nach einem größeren Gefangenenaustausch: „Ich gebe nach wie vor keinen Kommentar dazu ab.“ Derartige Austausche werden in der Regel geheim gehalten, bis sie stattfinden.Davon betroffenen sein könnten neben Gershkovich und Whelan womöglich in Deutschland der sogenannte Tiergartenmörder Wadim Krassikow, der wegen Mordes an einem tschetschenisch-georgischen Dissidenten im Berliner Tiergarten zu lebenslanger Haft verurteilt worden war. Deutschland drängt auf die Freilassung des in Belarus zum Tode verurteilten und am Dienstag begnadigten Deutschen Rico K.Zahlreiche Gefangene in Russland von Bildfläche verschwundenIn Russland waren mehrere Gefangene in den vergangenen Wochen von der Bildfläche verschwunden, wie etwa der russisch-britische Dissident Wladimir Kara-Mursa. Zuvor waren mindestens sieben russische Dissidenten unerwartet aus ihren Gefängnissen verlegt worden. Das war als Zeichen für einen bevorstehenden Gefangenenaustausch gedeutet worden. Der Anwalt des in den USA inhaftierten Russen Alexander Winnik lehnte es ab, den Aufenthaltsort seines Mandanten zu bestätigen, „bis der Austausch stattgefunden hat“.Der Anwalt Arkady Bukh wurde mit den Worten zitiert, ihm sei von Anwälten, die in Russland inhaftierte Personen verträten, mitgeteilt worden, dass sie sich „auf dem Weg“ zu unbekannten Orten befänden. In Medienberichten hieß es auch, dass vier in den USA inhaftierte Russen aus der Gefangenendatenbank des U.S. Federal Bureau of Prisons verschwunden seien, darunter Winnik.