Am 29. September wird wieder der Nationalrat gewählt. Wer dann zumindest 16 Jahre alt ist, darf sein Kreuzerl im Wahllokal machen. Von den Parteien repräsentiert fühlt sich unsere Jugend aber in keinster Weise. Nun will sie die Politik mit einem eigenen „Wahlprogramm“ wachrütteln.
Ein Frühstück mit Blick aufs Parlament an der Wiener Ringstraße. Was für die meisten wie ein Kurzurlaub klingt, hatte für Jugendliche aus dem ganzen Land am Mittwoch einen sehr ernsten Hintergrund. Die Tafelrunde, die sich vor dem Hohen Haus breit machte, war nicht für die Aussicht da, sondern, um sich Gehör zu verschaffen. Denn: Vier von fünf jungen Menschen (siehe Grafik) fühlen sich von der Politik nicht vertreten.Mehr als 2300 Jugendliche beteiligten sich Mit der Organisation „Yep – Die Stimme der Jugend“ sammelten mehr als 2300 junge Menschen (14 bis 30 Jahre alt) Forderungen, die in ein „Parteiprogramm“ gegossen und am Mittwoch an Parlamentarier alle Parteien übergeben wurden. In der Hoffnung, dass bei Regierungsverhandlungen auch ein Blick auf die Situation junger Menschen in Österreich geworfen wird.Politik schaut nur auf Reiche, nicht auf ArmeHört man sich vor dem Parlament um, wiederholen sich die Aussagen. Viele sind überzeugt, dass Politiker auf Eigeninteressen (29%), auf Konzerne (27%) und Anliegen Reicher (18%) schauen, nicht auf jene von Älteren (5%), Jungen (3%) und Armen (2%). Das Gefühl der Hilflosigkeit führt dazu, dass 22 Prozent den 29. September nicht im Wahllokal verbringen werden. 13 Prozent sind noch unsicher, ob sie sollen. Ein großer Pool an Nicht-Wählern, die sich mit Argumenten sicher noch überzeugen ließen.Mehr Grün, höhere Strafen für Gewalttäter, Schule ganz neuDoch wie würden es Parteien schaffen, Jugendliche von sich zu überzeugen? Um Politikern Hilfestellung zu geben, wurde ein „Parteiprogramm“ entworfen. Neben mehr Einbindung will man die Politikverdrossenheit mit folgenden Forderungen bekämpfen. Schulsystem und Lehrplan sollen modernisiert, Lehrer nach sozialen Kompetenzen ausgesucht, der Öffiverkehr ausgebaut werden. Zusätzlich wünscht man sich mehr Bäume, hohe Strafen für umweltverschmutzende Firmen und auch höhere Strafen für Gewalttäter.Therapieplätze sind Jungen besonders wichtigAntidemokratische Gruppen und Parteien sollen rasch verboten, gesunde Lebensmittel günstiger als ungesunde angeboten werden. Kostenfreie Nachhilfe für Jugendliche steht ebenso im „Parteiprogramm“ der Jugend wie kostenfreie Therapieplätze bei Depression und Co. Auf die Politiker wartet viel Arbeit. Jedenfalls auf jene Parteien, die auch in Zukunft auf das Kreuzerl der Jugend am Wahlzettel hoffen.