Dass McLaren trotz der Chancen auf den WM-Titel keine Stallorder verhängt, sorgt für Diskussionen im Fahrerlager. Mercedes-Teamchef Toto Wolff kann sich indes gut in das Dilemma des Kontrahenten hineinversetzen. „Letztlich kannst du nur verlieren“, hält der Wiener fest.
Dass McLaren seine Fahrer nach eigenem Ermessen fahren lässt, stößt unter Fans und Medien auf gemischte Gefühle. Wäre Oscar Piastri etwa in Monza nicht in der ersten Kurve an Lando Norris vorbeigezogen und hätte er ihn vielleicht sogar noch Charles Leclerc vom Hals gehalten, wäre es durchaus möglich gewesen, dass der Engländer Italien mit 25 Punkten im Gepäck verlässt. So waren es am Ende „nur“ 15 – in Hinblick auf die Weltmeisterschaft nicht irrelevant ...„Die Frage ist: was dann?“Eine Stallorder hätte jedoch auch seine Nachteile, wie Wolff aus der Zeit als Lewis Hamilton und Nico Rosberg im selben Team um den Titel gekämpft hatten, nur allzu gut weiß. „Wenn du als Spitzenteam um Siege kämpfst, dann steckst du in einer Zwickmühle. Denn auf der einen Seite sind wir alle doch Vollblut-Racer, und als solcher willst du, dass der bessere Mann die Nase vorn hat“, so Wolff. „Andererseits gibt es den Punkt, an dem ein solches Duell funktionsstörend wird und die Leistungsfähigkeit des Rennstalls beeinträchtigt. Die Frage ist: was dann?“Letzten Endes könne man als Team nur verlieren, „denn wenn du eine Stallorder verhängst, dann widerspricht das dem Wesen des Racers und ein Fahrer ist natürlich enttäuscht.“ So müsse schließlich die Vernunft gewinnen, ansonsten könne es passieren, dass man als Team am Ende des Jahres den Punkten nachtrauert, die man zuvor leichtfertig verschenkt hatte. „Das ist ein Gang auf schmalem Grat, und es gibt keine Universallösung, wie so etwas anzugehen ist“, ist sich der Mercedes-Teamchef bewusst.WM-Hoffnung lebtIn der Fahrer-Wertung liegt Norris aktuell 62 Punkte hinter Leader Max Verstappen. Bei noch acht ausstehenden Rennen hat der 24-Jährige zwar noch reichlich Zeit, am Niederländer vorbeizuziehen, der wird den Titel allerdings auch nicht so einfach herschenken. Am Ende könnten wenige Zähler über Sieg und Niederlage entscheiden – bleibt den Männern von McLaren zu wünschen, dass sie mit ihren Entscheidungen am Ende des Jahres leben können ...