Mit Bestzeit im zweiten Durchgang katapultierte sich Daniel Yule im Chamonix-Slalom von Rang 30 zum Sieg - als Erster in der Weltcupgeschichte. Das sorgt auch für Staunen bei Manuel Feller.
Als Daniel Yule kurz nach 12.30 Uhr an diesem Sonntag als Erster des zweiten Durchganges im Ziel von Les Houches nahe Chamonix abschwang, dachte niemand, dass soeben Ski-Geschichte geschrieben worden war. Nicht einmal der Schweizer selbst. Da war viel Frust bei dieser Fahrt dabei gewesen, schließlich war er aufgrund eines schweren Fehlers im ersten Lauf nur 30. gewesen, mit fünf Hundertstel Vorsprung rettete er sich in Durchgang zwei.„Ich war eigentlich schon auf dem Weg zurück ins Hotel, um für die Heimfahrt zu packen“, gestand Yule ein Stündchen später als Sieger. Denn an seine Gesamtzeit von 1:36,24 kam niemand mehr heran. Auch der Halbzeitführende Clement Noël nicht, der zur Pause satte 1,93 Sekunden vorne gelegen war. Der Franzose verspielte zum neunten Mal eine Führung nach Lauf eins - und Yule war der große Held. Zum ersten Mal in der Weltcup-Geschichte holte jemand von Platz 30 aus einen Slalomsieg. Bislang war Lucas Braathen der Rekordhalter gewesen, der vor zwei Jahren in Wengen von Rang 29 auf 1 gefahren war.„Ein exzellenter Skifahrer“Da staunte auch Manuel Feller: „Daniel ist ein exzellenter Skifahrer, hat einen tollen zweiten Durchgang gezeigt. Aber du musst dich durch einen Fehler in so eine Position bringen. Und das dann ausnützen.“ Freilich: Überraschung war das Husarenstück keines. In Chamonix passierte es zum dritten Mal in Folge. 2021 fuhr der Schweizer Sandro Simonet von 30 auf Rang 3, im Vorjahr der Grieche AJ Ginnis von 23 auf 2. Der leichte Hang lädt zu solchen Coups ein.Feller hielt seine Topserie (zum 7. Mal in Folge in den Top 5) und baute mit Rang 4 seine Führung im Slalom-Weltcup auf 164 Punkte auf Linus Straßer (14.) aus. „Es war eine gute Leistung, aber vom Engagement her wäre das Podium verdient gewesen. Das wurmt mich ein bisschen. Deprimiert fahre ich aber nicht nach Hause“, meinte der Tiroler.Gedanken über die Kristallkugel macht sich Manu (noch immer) keine: „Es stehen immer noch fünf Slaloms aus. Da kann noch viel passieren“, winkt er ab. Michi Matt, Johannes Strolz und auch Fabio Gstrein haderten etwas mit den Bedingungen, Dominik Raschner aber war glücklich: „Ein Traumtag. Ich bin konstant und stabil, ich fühle mich sehr wohl.“