Während Busunternehmen und die Wirtschaftskammer-Fachgruppe Autobus von einer erfolgreichen Reform sprechen, warnt die Gewerkschaft von einem „horrenden Sicherheitsrisiko“ und macht gegen ein mögliches Aufweichen der Lenk- und Ruhezeiten mobil. Künftig soll es nämlich einer vorläufigen Einigung zwischen EU-Parlament, Rat und EU-Kommission zufolge möglich sein, dass der Anspruch der Fahrerinnen und Fahrer auf eine durchgehende tägliche Pause von 45 Minuten in drei Pausen zu je 15 Minuten zerstückelt werden kann.
Die neue Regelung betrifft den Gelegenheits- und Reiseverkehr. Der Bundessekretär des Fachbereichs Straße in der Gewerkschaft vida, Karl Delfs, appellierte am Dienstag in einer Mitteilung an die EU-Abgeordneten, dieser Regelung im Parlament, die eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bedeuten würde, nicht zuzustimmen. „Die Profitbedürfnisse der Touristikwirtschaft und Buslobby dürfen nicht über die Sicherheit der Menschen gestellt werden.“Gewerkschaft: Anhaltender Personalmangel so nicht zu lösen„Übermüdung und Sicherheitsrisiken können nur mit guten Arbeitsbedingungen, durch faire Bezahlung und Schutz durch gute Regeln reduziert werden“, betonte Delfs. Der anhaltende Personalmangel bei den Berufskraftfahrerinnen und -fahrern sei keinesfalls mit verschlechterten Arbeitsbedingungen in den Griff zu bekommen.Auch die laut Gewerkschaft drohende Anwendung der sogenannten 12-Tage-Regelung auf nationaler Ebene bedeutet laut Delfs, dass Lenkerinnen und Lenker 12 Tage lang mit nur einer 24-stündigen Ruhezeit in diesem Zeitraum auch im Inland durchfahren könnten. Bisher sei dies nur im grenzüberschreitenden Verkehr möglich gewesen, kritisierte der Gewerkschafter.Studien zur Übermüdung von Berufskraftfahrerinnen und -fahrern hätten schon 2021 erschreckende Ergebnisse geliefert. Laut einer Umfrage der Europäischen Transportarbeiter-Föderation (ETF) müssen bis zu zwei Drittel der Lkw- und Busfahrerinnen und -fahrer mit chronischer Müdigkeit ans Steuer. 60 Prozent der Lkw- und 66 Prozent der rund 2.900 befragten Buslenkerinnen und -lenker gaben an, regelmäßig unter Müdigkeit fahren zu müssen. Der Studie zufolge seien schlechte Arbeitsbedingungen wie unregelmäßige und lange Arbeitszeiten sowie unzureichende Ruhe- und Pausenzeiten die Hauptursachen für die Müdigkeit am Steuer, so Delfs.Umfrage: 80 Prozent der Buslenker drohen mit KündigungBei einer Umfrage im Jahr 2023 unter Buslenkerinnen und Buslenker in ganz Europa gaben rund 80 Prozent der Befragten an, sich nach einem anderen Job umzusehen, wenn es zu einer solchen Lockerung der Lenk- und Ruhezeiten käme.Für Martin Horvath, Obmann der Berufsgruppe Bus in der Wirtschaftskammer Österreich, bedeutet die Aufweichung der starren Regelungen eine Anpassung an die unterschiedlichen Arbeitsrhythmen in der Reisebusbranche. „Das Ergebnis, Pausen und Ruhezeiten flexibler zu verteilen und die grenzüberschreitende und inländische Bustouristik gleichzubehandeln, räumen den Lenkerinnen und Lenkern mehr Möglichkeiten ein, Kundenwünsche zu erfüllen“, so Horvath.