Im Interview mit der „Krone“ spricht Gabriel Felbermayr, der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) und renommierter Ökonom, über die Auswirkungen von US-Präsident Donald Trumps Zollplänen auf die österreichische Wirtschaft. Die Einführung von Zöllen kann signifikante Veränderungen in Handelsbeziehungen mit sich bringen und könnte sowohl direkte als auch indirekte Folgen für den Wirtschaftsstandort Österreich haben.
Felbermayr erklärt, dass die Zollpolitik der USA insbesondere den Exportsektor in Europa, und somit auch in Österreich, stark beeinflussen könnte. Wenn die USA Zölle auf Produkte aus Europa erheben, tendieren betroffene Länder dazu, ihre Exporte in die Vereinigten Staaten zu reduzieren. Österreich, das stark von Exporten abhängig ist, insbesondere in Industriebereichen wie Maschinenbau und Produktion, könnte dadurch in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.
Um die negativen Auswirkungen abzufedern und zu vermeiden, dass der Wirtschaftsstandort Österreich „total abstürzt“, ist es laut Felbermayr wichtig, dass die österreichische Bundesregierung proaktive Maßnahmen ergreift. Dies könnte durch die Förderung von Kooperationen innerhalb der EU sowie durch das Finden neuer Absatzmärkte geschehen. Österreich könnte sich darauf konzentrieren, Handelsbeziehungen mit aufstrebenden Märkten in Asien oder Afrika auszubauen. Eine Diversifizierung der Exportmärkte wäre entscheidend, um die Abhängigkeit von den USA zu verringern.
Des Weiteren betont Felbermayr die Wichtigkeit der Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Technologien und Digitalisierung haben das Potenzial, Produktionsprozesse zu optimieren und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Wenn österreichische Unternehmen bereit sind, in neue Technologien zu investieren, könnten sie sich besser gegen die Zollpolitiken der USA wappnen. Dies erfordert jedoch auch ein unterstützendes Umfeld von Seiten der Regierung, etwa durch gezielte Fördermaßnahmen für Forschung und Entwicklung.
Felbermayr kommentiert zusätzlich die politische Lage in Österreich und wie diese die wirtschaftlichen Entscheidungen beeinflussen könnte. Er erwähnt, dass die neue Bundesregierung klare Strategien im Hinblick auf Wirtschaft und Handel entwickeln sollte. Ein Schwankungsbad in der politischen Stabilität würde zusätzliche Unsicherheiten für Investoren mit sich bringen, was sich negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnte. Ein klarer Plan und transparente Kommunikation können dazu beitragen, Vertrauen in die österreichische Wirtschaft zu setzen.
Abschließend äußert Felbermayr, was er noch in der politischen Agenda vermisst. Eine umfassende Diskussion über die langfristigen wirtschaftlichen Strategien und eine koordinierte Antwort auf die Herausforderungen durch US-Zölle sind essenziell. Es ist notwendig, dass die Regierung nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern nachhaltige Konzepte fokussiert, um das wirtschaftliche Fundament für Österreich zu sichern und zukünftigen Krisen vorzubeugen.