In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war Österreich besonders bekannt für seinen Einfluss und Reichtum, wobei Wien als das Zentrum der Reichtümer diente. Der reichste Mann Europas zu dieser Zeit war ein Wiener, der als Symbol für den Wohlstand und die wirtschaftliche Macht der Region galt. Seine Stellung reflektierte die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse dieser Ära, in der einige Individuen immense Vermögen anhäuften und die oberste Schicht der Gesellschaft bildeten.
In jener Zeit war die Steuerstruktur in Österreich bemerkenswert anders im Vergleich zu den heutigen Standards. Die Vermögenssteuern, die heute in vielen Ländern eine gängige Praxis sind, existierten nicht. Stattdessen wurde ab dem Jahr 1900 eine progressive Einkommensteuer eingeführt. Diese Einkommensteuer war für damalige Verhältnisse relativ niedrig, sodass die „superreichen“ Personen nicht übermäßig belastet wurden. Ihre Steuerlast war im Vergleich zu dem, was heutzutage von vermögenden Personen verlangt wird, tatsächlich recht gering und wurde durch verschiedene Entlastungen und Abzüge gesenkt.
Die progressive Einkommensteuer bedeutete, dass Personen mit höherem Einkommen prozentual mehr zahlen mussten als diejenigen mit niedrigeren Einkünften. Dennoch war die Belastung für die Reichen nicht so drückend, was ihnen ermöglichte, ihren Lebensstil auf hohem Niveau zu halten. Diese steuerlichen Rahmenbedingungen förderten in gewisser Weise die Ansammlung von Reichtum, da die Belastungen nicht abschreckend wirkten. Während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts war Österreich eines der wohlhabendsten Länder Europas, was sich in der Architektur, Kultur und dem gesellschaftlichen Leben in der Hauptstadt Wien widerspiegelte.
Die gesellschaftlichen Strukturen jedoch waren stark von Klassenschranken geprägt. Der Reichtum war oft in den Händen einer kleinen Elite konzentriert, während große Teile der Bevölkerung mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpften. Diese Ungleichheit führte letztlich zu sozialen Spannungen und Konflikten, die in den folgenden Jahrzehnten dramatisch zunehmen sollten, besonders im Vorfeld und während des Ersten Weltkriegs. Die Belastungen des Krieges und die damit verbundenen wirtschaftlichen Umwälzungen führten zu einem radikalen Umbruch in der österreichischen Gesellschaft und Wirtschaft.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Österreich vor dem Ersten Weltkrieg ein Land war, in dem der Reichtum konzentriert war und die Steuerbelastung für die Reichen relativ gering war. Dies förderte eine Zeit des Wohlstands für einige, während andere in Armut lebten. Der Übergang von dieser Zeit zu einer nachfolgend stark veränderten Gesellschaft war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial und politisch von Bedeutung und legte den Grundstein für die kommenden Herausforderungen des 20. Jahrhunderts.