Horst Wiesinger, ein 85-jähriger Stahlexperte aus Linz, hat in der heutigen schnelllebigen Wirtschaftswelt eine einzigartige Perspektive. Trotz seines Alters bleibt er in seiner Branche sehr gefragt und wird als kompetente Stimme in Fragen rund um Stahl und die globale Wirtschaft angesehen. In einem aufschlussreichen Gespräch mit der „Krone“ teilt er seine Einsichten und kritischen Beobachtungen über den Zustand der Arbeit und die Herausforderungen, vor denen die Wirtschaft steht.
Wiesinger betont, dass er den Eindruck hat, dass es heutzutage für viele Menschen eine gewisse Scham gibt, der Arbeit nachzugehen. Diese Wahrnehmung spiegelt sich seiner Meinung nach in der Gesellschaft wider, wo oft Leistung und Fleiß nicht die Anerkennung finden, die sie verdienen. Er findet es bedauerlich, dass junge Menschen manchmal den Eindruck haben, dass ein unermüdlicher Arbeitsethos oder das Streben nach beruflichem Erfolg negativ beäugt wird.
In seinen Ausführungen kritisiert Wiesinger auch die Entwicklungen in der globalen Wirtschaft. Er verweist auf die vielen Herausforderungen, die durch wirtschaftliche Umwälzungen und geopolitische Spannungen entstehen. Die aktuelle Lage der Weltwirtschaft sei von Unsicherheit geprägt, und Entscheidungen, die in einem Land getroffen werden, hätten oft weitreichende Konsequenzen für die ganze Welt. Besonders in der Stahlbranche, in der er tätig ist, sind die Auswirkungen von Handelsstreitigkeiten und politischen Entscheidungen spürbar.
Ein weiterer zentraler Punkt in Wiesingers Analyse ist die Notwendigkeit, die Produktion in Europa zu erhalten. Er ist der Überzeugung, dass die europäische Industrie gestärkt werden muss, um konkurrenzfähig zu bleiben. Die Abhängigkeit von importierten Rohstoffen und Fertigprodukten sieht er als ein Risiko, das unbedingt verringert werden sollte. Gleichzeitig ruft er dazu auf, in die Ausbildung und Weiterbildung von Fachkräften zu investieren, um auch in Zukunft eine starke Wirtschaft aufbauen zu können.
Wiesinger führt auch die Bedeutung von Innovationen und neuen Technologien an, die in der Stahlbranche eine Rolle spielen. Er sieht die Digitalisierung als wichtigen Faktor, der helfen kann, die Effizienz zu steigern und Produkte nachhaltiger zu gestalten. Dennoch warnt er davor, dass der Mensch in der Arbeitswelt durch Automatisierung nicht vergessen werden sollte. Der persönliche Beitrag und das Know-How erfahrener Arbeiter sind seiner Meinung nach unverzichtbar für den Erfolg eines Unternehmens.
Insgesamt zeigt Wiesingers Kritik an der aktuellen Wahrnehmung von Arbeit und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen einen tiefen Einblick in die Herausforderungen, mit denen die Gesellschaft konfrontiert ist. Sein Appell, den Wert der Arbeit wieder stärker zu schätzen und die Innovationskraft der Industrie zu nutzen, ist eine ermutigende Botschaft für die künftige Entwicklung der Wirtschaft. Durch eine Balance zwischen Tradition und Fortschritt kann eine positive Zukunft für die Stahlbranche und die gesamte Wirtschaft gesichert werden.