„Sell in May and go away“ ist eine weit verbreitete Börsenweisheit, die Anleger dazu auffordert, ihre Aktien im Mai zu verkaufen und erst im Herbst wieder in den Markt einzusteigen. Die Basis dieser Strategie beruht auf der Annahme, dass die Monate zwischen Mai und September traditionell schwächere Kursentwicklungen aufweisen. Viele Investoren nutzen diesen Rat, um ihr Portfolio zu schützen und in der vermeintlich weniger aktiven Zeit des Jahres Risiken zu minimieren.
Finanzexperte Gerald Hörhan beleuchtet in seiner Analyse, wie sinnvoll diese goldene Regel tatsächlich ist. Er hinterfragt die Statistiken, die hinter dieser Strategie stehen, und betrachtet die historische Entwicklung von Aktienmärkten. Laut Hörhan gibt es durchaus Jahre, in denen die Sommermonate bis September positive Entwicklungen zeigen. Somit könnte die Regel, die zwar eine weit verbreitete Annahme ist, in der heutigen dynamischen Marktumgebung nicht mehr uneingeschränkt gelten.
Ein zentraler Punkt, den Hörhan anspricht, ist die Unvorhersehbarkeit der Märkte. Die Börsen reagieren sehr schnell auf Nachrichten und geopolitische Ereignisse, weshalb eine Strategie, die auf jahreszeitlichen Mustern basiert, möglicherweise zu einer verpassten Chance führt. Stattdessen plädiert Hörhan für einen langfristigen Investitionsansatz, bei dem regelmäßig und unabhängig von der Marktlage investiert wird. Er empfiehlt, sich nicht nur an alten Weisheiten zu orientieren, sondern die Marktentwicklung stets kritisch zu hinterfragen.
Zusätzlich betont er die Rolle von Fundamentaldaten und Unternehmensanalysen. Diese sind entscheidender für die Kursentwicklung als saisonale Trends. Ein Anleger sollte sich intensiv mit den jeweiligen Unternehmen und deren Wachstumsprognosen auseinandersetzen, anstatt sich auf historische Daten zu verlassen, die möglicherweise nicht mehr relevant sind.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Regel „Sell in May and go away“ zwar eine interessante historische Perspektive bietet, jedoch nicht als unumstößliche Wahrheit betrachtet werden sollte. Anleger sollten sich bewusst machen, dass die Finanzmärkte von vielen Faktoren beeinflusst werden und eine flexible, gut informierte Anlagestrategie wesentlich erfolgversprechender ist. Gerald Hörhans Ansatz, langfristig zu denken und sich auf echte Marktanalysen zu konzentrieren, könnte für viele Investoren der Schlüssel zum Erfolg sein.