Christopher Neumayer, der 33-jährige österreichische Skifahrer, hat nun zum zweiten Mal seine Karriere beendet. In einem ausführlichen Interview äußert er scharfe Kritik am Österreichischen Skiverband (ÖSV). Seine Erfahrungen deuten auf tiefgreifende Probleme innerhalb des Verbandes hin, die sowohl strukturelle als auch interpersonelle Aspekte betreffen.
Neumayer beschreibt, dass es zahlreiche gebrochene Abmachungen gegeben habe. Diese seien sowohl in Bezug auf seine sportliche Förderung als auch hinsichtlich des Vertrauens, das er in den Verband hatte, erheblich. Er betont, dass solche gebrochenen Versprechen nicht nur persönliche Enttäuschungen sind, sondern auch die Motivation und das Engagement der Athleten stark beeinträchtigen. Sein Gefühl des Verrats hat ihn dazu bewogen, diesen Schritt zu gehen und erneut über seine Karriere nachzudenken.
Überdies kritisiert Neumayer den fehlenden Rückhalt, den er innerhalb des Verbandes erlebt hat. Er betont, dass eine Athlet:innenkarriere von emotionaler Stärke und Unterstützung abhängt, und diese ihm in seinen schwierigsten Momenten nicht geboten wurde. In seinem Fall sei dies besonders frustrierend, da er nach seinem ersten Comeback viel investiert hatte, um seine Form zurückzuerlangen und erfolgreich zu sein. Die mangelnde Unterstützung habe ihn in der entscheidenden Phase seiner Rückkehr stark belastet.
Ein weiterer Punkt, den Neumayer anprangert, ist das Fehlens von Selbstkritik innerhalb des ÖSV. Er beschreibt ein System, in dem Fehler nicht anerkannt werden, und stattdessen eine Kultur der Schuldzuweisungen vorherrscht. Diese Umgebung fördere kein Lernen aus Erfahrungen, was besonders wichtig im Leistungssport sei. Neumayer sieht hier einen grundlegenden Verbesserungsbedarf, um nicht nur die Athleten, sondern auch die gesamte Organisation voranzubringen.
Die Situation von Christopher Neumayer ist symptomatisch für viele Athleten, die sich in einem System befinden, welches oft von Druck und hohen Erwartungen geprägt ist. Die öffentliche Diskussion um Neumayers Rücktritt könnte andere Sportler ermutigen, ähnliche Probleme zu offenbaren und den Dialog über die Notwendigkeit von Reformen im österreichischen Sport zu eröffnen. Seine offenen Worte sind ein Aufruf zur Veränderung und zur Schaffung eines unterstützenden Umfelds für Athlet:innen.
Insgesamt zeigt Neumayers Rücktritt die Herausforderungen auf, mit denen Sportler konfrontiert sind, und erinnert daran, dass hinter den Kulissen oft viel darüber hinausgeht, was die Öffentlichkeit sieht. Der Sportverband und die gesamte Sportgemeinschaft sind aufgefordert, kritisch zu reflektieren und die notwendige Unterstützung zu bieten, um zukünftige Talente nicht allein zu lassen.