Viola Fletcher, die älteste noch lebende Augenzeugin des Massakers von Tulsa, ist am Montag im Alter von 111 Jahren verstorben. Die traurige Nachricht wurde vom Bürgermeister der Stadt Tulsa, im US-Bundesstaat Oklahoma, bekanntgegeben. Fletcher, die am 10. Mai 1910 geboren wurde, war ein zentrales Symbol für die Erinnerungen an das furchtbare Ereignis, das als eines der schlimmsten rassistischen Übel in der Geschichte der Vereinigten Staaten gilt.
Am 31. Mai 1921, als Viola Fletcher gerade einmal sieben Jahre alt war, ereignete sich eines der verheerendsten Massaker in der US-Geschichte. In der Stadt Tulsa griffen weiße Angreifer, stark bewaffnete und organisierte Mobgruppen, die afroamerikanische Gemeinschaft der Greenwood District an. Dieses Viertel war damals eine blühende, autonome afroamerikanische Nachbarschaft, die auch als "Black Wall Street" bekannt war. Während des Angriffs wurden schätzungsweise rund 300 Menschen, die meisten von ihnen Schwarze, getötet.
Viola Fletcher überlebte das Massaker, obwohl ihre Familie in der Gewalt des Angriffs litt. Die traumatischen Erlebnisse dieser Nacht prägten ihr ganzes Leben. Trotz der schrecklichen Erinnerungen kämpfte Fletcher für die Anerkennung und das Gedenken an die Opfer des Massakers, das über Jahrzehnte hinweg in der Geschichtsschreibung ignoriert oder minimalisiert wurde. Im Rahmen ihrer Bemühungen sprach sie in verschiedenen Foren und Ereignissen über die Geschehnisse von 1921 und forderte Gerechtigkeit für die Überlebenden sowie deren Nachkommen.
Fletcher wurde in den letzten Jahren durch ihre öffentlichen Auftritte und Erzählungen zu einer wichtigen Stimme in der Diskussion über Rassismus, Ungerechtigkeit und die Notwendigkeit von Aufarbeitung. Ihre Lebensgeschichte und ihr Engagement machten sie zur Symbolfigur eines leidenschaftlichen Widerspruchs gegen das Schweigen und die Verdrängung der Verbrechen, die ihrer Gemeinschaft angetan wurden. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Anerkennungen für ihren Mut, ihre Stimme zu erheben und die Wahrheit über das Massaker ans Licht zu bringen.
Ihr Tod ist nicht nur ein Verlust für die Überlebenden des Massakers von Tulsa, sondern auch für alle, die für Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit in der Geschichte kämpfen. Viola Fletchers Vermächtnis wird durch ihre unermüdliche Arbeit zur Aufklärung und Gerechtigkeit in den Herzen vieler Menschen weiterleben. Ihre Geschichten und Einsichten sind eine ständige Erinnerung an die Notwendigkeit, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen und sicherzustellen, dass solche Tragödien nie wieder geschehen.
Die Stadt Tulsa und die gesamte Nation stehen nun in Trauer um eine Frau, die trotz der Widrigkeiten, die sie erlebte, nie aufgegeben hat, für eine gerechte und ehrliche Anerkennung der Geschichte zu kämpfen. Viola Fletchers Leben wird als ein eindrucksvolles Beispiel für Widerstandsfähigkeit und die Kraft des individuellen und kollektiven Gedächtnisses in der afroamerikanischen Gemeinschaft angesehen.