Ob im Kindergarten oder in der Schule: Mindestens ein Kind sticht immer hervor, weil es viel kleiner oder größer als die anderen ist. Gilt der eigene Bub oder das Mädchen als „Ausreißer“, beginnen sich so manche Eltern Sorgen zu machen. Wann sie Wachstumsstörungen abklären lassen sollten.
Alle Freunde Ihres Kindes sind größer oder wachsen schneller? Sie machen sich langsam Sorgen, dass es „mini“ bleibt? Aber auch das umgekehrte „Problem“ ist natürlich möglich: Ihr Nachwuchs wächst und wächst und Sie wundern sich, wohin das noch führen wird. Was Eltern wissen sollten.Grundsätzlich gilt: Verzögertes Größenwachstum kann im ersten Lebensjahr auf eine mangelhafte Aufnahme von wichtigen Nährstoffen (Ärzte sprechen auch von Malabsorption) hinweisen.Ab wann sich die Genetik stark bemerkbar machtAb dem Alter von etwa zwei bis fünf Jahren übernehmen zunehmend andere Faktoren die Steuerung des Körperwachstums, nämlich Vererbung und Hormone. Die wichtigste Rolle hinsichtlich der Körpergröße wird mittlerweile den Genen zugeordnet: „Große Eltern haben also, aller Wahrscheinlichkeit nach, große Kinder, kleine eher kleine“, berichtet Ao. Univ.-Prof. Dr. Gabriele Hartmann, Leiterin der Ambulanz für Pädiatrische Endokrinologie, MedUni Wien, in einfachen Worten.Berechnungen und Erwartungen„Eine Orientierung über den familiär-genetischen Hintergrund gibt die sogenannte familiäre Ziellänge - diese ergibt sich aus Elterngröße und Geschlecht des Kindes und definiert seine logische Größe im Erwachsenenalter“, erklärt sie in der „Ärzte Krone“.Zur Beurteilung des Längenwachstums dienen wiederum Perzentilenkurven, die zunehmend elektronisch angewendet werden. „Verläuft das Längenwachstum entlang einer der Linien, liegt ein normales Wachstum vor“, so Prof. Hartmann.„Für die Definition von Klein- und Großwuchs zieht der Arzt eine Körpergröße außerhalb des Bereichs der 3. beziehungsweise der 97. Perzentile heran.“ Gilt der Sprössling demzufolge als auffällig groß oder klein, überweist ihn der Kinderarzt an eine Ambulanz für Pädiatrische Endokrinologie.Wie sieht die Behandlung aus?„Die klassische Indikation für eine Therapie mit biosynthetischem Wachstumshormon ist dessen Mangel bei hormonell bedingten Wachstumsstörungen. Hier kann durch die Substitutionstherapie ein Erreichen der erwähnten familiären Ziellänge bewerkstelligt werden“, berichtet die Expertin.Was bei genetischen Ursachen möglich ist„Zu den genetisch bedingten Wachstumsstörungen gehören das Turner-Syndrom, Noonan-Syndrom und viele weitere, noch seltenere genetische Formen des Kleinwuchses“, erklärt die Fachärztin.Für einige dieser seltenen Wachstumsstörungen ohne Wachstumshormonmangel steht eine Wachstumshormontherapie zur Verfügung - hier kann durch supraphysiologische (höhere) Dosen ein Größengewinn von 5-10 cm erreicht werden. Bei idiopathischem (ohne erkennbare Ursache) Kleinwuchs steht das Beratungsgespräch im Vordergrund.