In Österreich ist das Thema Löhne und Gehälter bislang ein tabu. Dies soll sich ändern, da die Europäische Union (EU) eine Entgelttransparenzrichtlinie verabschiedet hat. Österreich ist verpflichtet, diese Richtlinie bis zum Mitte nächsten Jahres umzusetzen. Das bedeutet, dass Beschäftigte erstmals Zugang zu Informationen darüber erhalten werden, wie viel ihre Kollegen im Durchschnitt verdienen. Diese Maßnahme zielt darauf ab, die Transparenz im Arbeitsmarkt zu erhöhen und bestehende Lohndiskriminierungen zu verringern.
Die Arbeitsministerin Korinna Schumann äußerte sich in einem Interview mit der „Krone“ zu den Zielen und Einzelheiten des geplanten Gesetzes. Ein zentrales Ziel dieser Initiative ist die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, indem Frauen und Männer vergleichbare Entlohnungen für vergleichbare Leistungen erhalten sollten. Durch die Transparenz sollen auch versteckte Diskriminierungen aufgedeckt werden, die häufig bei der Bezahlung vorkommen.
Schumann betont, dass die Umsetzung der Richtlinie nicht nur den Beschäftigten zu Gute kommt, sondern auch den Unternehmen selbst. Wenn Unternehmen ihre Löhne transparent machen, können sie die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden erhöhen und damit auch die Mitarbeiterbindung stärken. In einer Zeit, in der Fachkräfte rar sind, könnte dies ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sein.
In Bezug auf die praktischen Aspekte der Umsetzung wird erwartet, dass Unternehmen verpflichtet werden, Gehaltsstrukturen offenzulegen. Dies könnte in Form von regelmäßigen Berichten oder durch die Einrichtung von Anlaufstellen geschehen, an die sich Mitarbeitende wenden können, um Informationen über Löhne einzuholen. Es wird auch überlegt, welche Fristen und Strafen für Unternehmen gelten, die diesen Anforderungen nicht nachkommen.
Die Entgelttransparenzrichtlinie ist Teil eines größeren EU-Vorhabens, das darauf abzielt, die Gleichstellung der Geschlechter in der Arbeitswelt zu fördern. Schumann hebt hervor, dass es an der Zeit sei, das Thema offene Gespräche über Geld zu führen und bestehende Ungleichheiten abzubauen. Diese Gesetzgebung könnte dazu beitragen, die gesellschaftliche Wahrnehmung von Löhnen zu verändern und das Bewusstsein für die Lohngleichheit zu schärfen.
Die Ministerin ist optimistisch, dass diese Maßnahmen nicht nur rechtliche, sondern auch kulturelle Veränderungen herbeiführen können. Indem die Menschen offener über Löhne sprechen, könnte der Druck auf Unternehmen steigen, faire Löhne zu zahlen und transparent zu handeln. Dies würde letztendlich zu einer gerechteren und geregelteren Arbeitswelt führen.
Insgesamt wird die Umsetzung der Entgelttransparenzrichtlinie als ein wichtiger Schritt in Richtung mehr Gleichheit und Fairness in der Arbeitswelt betrachtet. Österreich hat nun die Chance, eine Vorreiterrolle in dieser Angelegenheit einzunehmen, und es bleibt abzuwarten, wie effektiv die Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden können.