Eine aktuelle Pressekonferenz der Österreichische Schmerzgesellschaft (ÖSG) zeigt die geschlechtsspezifischen Unterschiede im Hinblick auf das Empfinden, die Entstehung sowie Therapie von körperlichen Beschwerden auf. Experten geben zudem Tipps zur gezielten Vorbeugung von chronischen Schmerzen.
Rund 1,8 Millionen Österreicher haben chronische Schmerzen. Das verursacht hochgerechnet jährlich bis zu 8 Milliarden Euro an direkten wie indirekten Kosten. Mit ihren Beschwerden stehen Frauen und Männer jedoch recht unterschiedlich da: Denn „sie“ leidet z. B. generell öfter unter Schmerzen. Chronische Probleme dieser Art treten bei „ihr“ schätzungsweise sechsmal so häufig wie bei „ihm“ auf.Frauen haben zudem intensivere und länger andauernde Schmerzen und mehr davon betroffene Körperstellen. Darüber hinaus gibt es Hinweise, dass die Schmerzverarbeitung beim weiblichen Geschlecht deutlich sensibler ist. Verstärkt werden körperliche Qualen bei Damen durch den Umstand, dass sie auch häufiger an depressiven Symptomen leiden.Arzneien: „Sie“ hat mehr Nebenwirkungen„Für die Schmerztherapie ist wichtig, dass einige Schmerzmittel nachweislich geschlechtsspezifische Unterschiede in der Wirkung und sogar gegensätzliche Effekte haben. Die Nebenwirkungsmeldungen von Medikamenten sind bei Frauen fast doppelt so hoch wie bei Männern.Bei acht von zehn Arzneien, die aufgrund von toxischen schweren Nebenwirkungen aus dem Handel genommen wurden, sind diese bei Frauen aufgetreten“, erklärte OÄ Dr. Waltraud Stromer, Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin, Landesklinikum Horn, NÖ, und Past-Präsidentin der Österr. Schmerzgesellschaft auf einer Pressekonferenz. „Dafür wollen wir sensibilisieren. Die Schmerztherapie muss sich noch viel deutlicher weg von einer Unisex-Medizin hin zu geschlechterspezifischen Behandlungen entwickeln.“Hilfe bei chronischen BeschwerdenEgal, ob Mann oder Frau: Mehr als die Hälfte der Österreicher ist zu wenig körperlich aktiv. Dabei könnte auf diese Weise vielen chronischen Schmerzarten vorgebeugt werden. Und nicht nur das: Auch trotz Beschwerden sollte man auf regelmäßige Bewegung achten - das ist gerade im Fall von ungefährlichen, „unspezifischen“ Schmerzen wichtig. Bei „Rücken- und Kreuzschmerz“ kann man etwa in der Mehrzahl der Fälle viel erreichen.Zudem lenkt gezieltes Training gut von Beschwerden ab, insbesondere dann, wenn Betroffene nicht alleine, sondern mit anderen trainieren. Die Experten der Österr. Schmerzgesellschaft, darunter Präsident Ao. Univ.-Prof. Dr. Wilhelm Eisner, forderten auf der Pressekonferenz von der Politik unter anderem einen gesetzlichen Anspruch auf eine medizinische Zweitmeinung. Außerdem solle es in Zukunft in jedem Bundesland mindestens ein Schmerzzentrum geben.